Von sockenfressenden Monstern in der Waschmaschine, Orgon-Kanonen und Prä-Astronauten

Das diesjährige Blockseminar der Philosophie-AG des GSG beschäftigte sich mit dem Thema der Abgrenzung von Wissenschaft und Pseudowissenschaft. Gerade angesichts der immer unübersichtlicher werdenden Zahl angebotener „Heilslehren“, Therapieformen, Verschwörungstheorien und Welterklärungsmodellen, welche nicht selten mit quasi wissenschaftlich anmutenden Versprechungen locken, sind solide wissenschaftstheoretische Grundkenntnisse unabdingbar, um seriöse Theorien von Scharlatanerie unterscheiden zu können.

Mit diesem Ziel verbrachten 21 philosophisch interessierte und motivierte Schülerinnen und Schüler der Jahrgänge 10-12 vom 05.-07.02.2016 ein gemeinsames Wochenende im Naturfreundehaus in Belm-Vehrte. Nach einer begrifflichen Klärung, was unter „Wissen“ überhaupt zu verstehen ist, wurden anhand des bekannten Alltags-Problems verschwundener Socken nach einem Waschgang verschiedene Aspekte wissenschaftlicher Hypothesen- und Theoriebildung veranschaulicht. Gegen die Hypothese, in der Waschmaschine hause ein unsichtbares sockenfressendes Monster, spricht etwa der wissenschaftstheoretische Grundsatz, bei mehreren möglichen Erklärungen für ein Phänomen sei die einfachere vorzuziehen („Ockhams Rasiermesser“).

Nachdem verschiedene wissenschaftliche Grundprinzipien (z.B. Verifikation, Falsifikation, Induktionsproblem) sowie Kriterien für Pseudowissenschaften gemeinsam erarbeitet worden waren, galt es dann, die erworbenen Grundkenntnisse auf unterschiedliche mehr oder minder krude Theorien anzuwenden und sie auf den Verdacht der Unwissenschaftlichkeit hin zu untersuchen. Hierzu gehörten etwa der Bereich Astrologie (Einfluss von Sternenkonstellationen auf das menschliche Schicksal), die Bibelcode-Hypothese (Überzeugung, im hebräischen Originaltext des Alten Testaments sei eine codierte verborgene Botschaft enthalten), die Prä-Astronautik-These (Annahme, die vorgeschichtlichen Hochkulturen und Religionen der Menschheit seien durch Außerirdische begründet worden) oder Wilhelm Reichs Orgonomie (Überzeugung, die Welt sei von einer kosmischen Lebensenergie, dem Orgon, durchdrungen, welche man mithilfe sogenannter Orgon-Akkumulatoren oder Orgon-Kanonen nutzen könne).

Insgesamt ergaben sich spannende  Präsentationen, engagierte Diskussionen und eine Vielzahl neuer Erkenntnisse. Eine herzliche Einladung ergeht an alle, auch im nächsten Jahr wieder mit dabei zu sein!