„Es ist ganz einfach – geht wählen!“

Das GSG bei „75 Jahre Grundgesetz – die Freiheit, ich zu sein“

Am Freitag, dem 24. Mai 2024, fand auf dem Marktplatz in Osnabrück die offizielle Veranstaltung der Stadt Osnabrück anlässlich des 75-jährigen Jubiläums des Grundgesetzes statt. Auch das GSG war mit einer Ausstellung beteiligt, die nun Lina Willenbrock, Karina Görlitz, Johanna Hamelmann (11f) und Simon Schwarzkopf (Q2) für uns vorstellen:

Lina: „Ein besonderer Anlass wie der 75. Jahrestag der Grundrechte verdient die Aufmerksamkeit jedes Menschen. Schülerinnen und Schüler des Graf-Stauffenberg-Gymnasiums haben sich für diesen Anlass in einem Projekt mit den Fragen beschäftigt:

„Was bedeuten dir diese Grundrechte?“

„Welche Gedanken und Fragen hast du zu den Grundrechten?“

Jeder Schüler und jede Schülerin hatte die Möglichkeit, auf einer Wand in unserer Schulaula seine Gedanken und Fragen auf einzelne Wolken zu schreiben. Diese Wolken und die Plakate, die der Kunstkurs des Jahrgangs Q2 von Frau Biemann zu ausgewählten Artikeln des Grundgesetzes gestaltet hat, sind das bildliche Ergebnis der Auseinandersetzung der Schulgemeinschaft mit einem Thema, welches jedem am Herzen liegt. Und diese Ausstellung ist heute hier zu sehen.“

Simon: „Ich bin Simon und mache aktuell am GSG mein Abitur. Im Rahmen dieses Projekts wollten wir uns auch die Frage stellen, welche Rolle die Grundrechte eigentlich in der Schule spielen.
Der Namensgeber des GSG, Graf Stauffenberg, verübte am 20. Juli 1944 erfolglos ein Attentat auf Hitler. Er ist damit einer der wenigen Menschen, die den Mut hatten, sich aktiv gegen das NS-Regime zu stellen – ein Regime, welches die Menschenwürde, die 1949 in unserem Grundgesetz verankert wurde, auf eine nie zuvor geschehene Art und Weise verletzte. Doch auch Stauffenberg war kein lupenreiner Demokrat. Ganz im Gegenteil: Als Teil der früheren Monarchie lehnte er die Demokratie der Weimarer Republik ab. In der Schule haben wir uns mit dieser Zeit der deutschen Geschichte intensiv beschäftigt. Wir haben gelernt, dass die Grundrechte alles andere als selbstverständlich sind. Fast alle unsere Großeltern können sich noch gut an eine Zeit erinnern, in der das Grundgesetz, dessen Jubiläum wir heute feiern, noch nicht existierte. Und nicht nur in Geschichte, sondern auch im Politikunterricht, haben wir in den letzten Jahren erkennen müssen, dass diese Grundrechte auch heute nicht selbstverständlich sind. In Kriegen sowie in vermeintlichem Frieden können Milliarden Menschen das Privileg solcher Rechte nicht genießen. Umso wichtiger ist es, dass wir dieses Privileg verteidigen, indem wir uns klar für Demokratie und gegen Ausgrenzung stellen. Als Ort der gesellschaftlichen Zusammenkunft ist die Schule ein wichtiger Ort dafür!“

Karina: „In Artikel 3 des Grundgesetzes heißt es: „Alle Menschen sind von dem Gesetz gleich.“ Es bedeutet, dass jede und jeder unabhängig von Herkunft, Geschlecht, sexueller Orientierung, Religion oder anderen Merkmalen vor dem Gesetz gleich behandelt werden muss. Dieses Prinzip fördert Gerechtigkeit und Chancengleichheit für alle in der Gesellschaft, was besonders durch Bildungsangebote, barrierefreie Schulgebäude und Förderprogramme für benachteiligte Kinder bemerkbar wird. Und durch diese Programme haben auch Kinder, die der deutschen Sprache noch nicht allzu mächtig sind, die Möglichkeit, diese Sprache zu erlernen und mit den gleichen Chancen ihr Leben zu gestalten. Dadurch wurde auch ich bestärkt und hatte die Chance, auf das Gymnasium zu wechseln und später mein Abitur abzulegen. Ich bekomme dadurch eine Chance, die meine Eltern aufgrund fehlender Sprachkenntnisse nicht hatten. Doch sollten wir uns nicht ausruhen, denn es gibt noch immer unzählige Menschen, die solche Angebote nicht nutzen können.“

Lina: „Artikel 4, Absatz 1: Die Glaubensfreiheit ist ein wichtiger Bestandteil für ein respektvolles Zusammenleben und trägt zur Gestaltung von Kultur, Gesellschaft und Gemeinschaft bei. Jeder Mensch hat das Recht auf Freiheit, auch die Freiheit, den Glauben auszuleben, ohne anderen zu schaden. Die Kunst ist eine Säule unserer Gesellschaft und schafft einen Raum für Menschen, um das eigene Ich auszuleben. Glaube, Kunst und andere Dinge bringen Menschen jeden Tag zusammen. Das Grundgesetz schützt dies und fördert so ein friedliches und faires Miteinander.“

Johanna: „Wie wichtig das Grundgesetz ist, können wir gerade hautnah miterleben. Ohne die Meinungsfreiheit (Artikel 5) ständen wir wortwörtlich nicht hier! Wir sind daran gewöhnt, dass wir überall unsere Meinung sagen dürfen. Dazu gehört auch, andere Meinungen zu akzeptieren, was hin und wieder schwer sein kann. Wir vergessen häufig, wie wichtig dieses Privileg ist und dass Meinungsfreiheit nicht selbstverständlich ist! Heutzutage können viele Menschen immer noch nicht ihre Meinung äußern, sich nicht so entfalten, wie sie das möchten, weil sie sonst vom Staat oder von der Gesellschaft ausgeschlossen, verhaftet oder ermordet werden. Sie haben keine Stimme, mit der sie sich äußern können. Sie müssen die Meinung des Staates akzeptieren.

Aber auch in Deutschland gibt es die Meinungsfreiheit noch nicht so lange. Sowohl in der DDR als auch in der NS-Zeit war es unmöglich, seine Meinung frei zu äußern. Jede*r, der/die nicht ins Bild passte, wurde eingesperrt oder sogar ermordet. Meine Oma hat die NS-Zeit als Kind miterlebt. Sie erzählt, dass die Angst, etwas Falsches zu sagen, allgegenwärtig war, Angst, dass plötzlich die Gestapo vor der Tür steht und ihren Vater mitnimmt. Manchmal bemerkt man erst zu spät, wie wichtig etwas ist. Deshalb müssen wir unsere Grundrechte schützen vor Menschen, die hetzen und diskriminieren. Hetze und Diskriminierung sind keine Meinungen, sondern Straftaten. Unsere Gesellschaft ist bunt und frei. Wir können etwas tun, um unsere Grundrechte zu schützen. Es ist ganz einfach – geht wählen! Denn wir haben eine Stimme!“