Oberstufe Q2 besucht Gedenkstätte Esterwegen

Bericht von Anneke Haferkamp

Geschichtsbewusstsein und Umgang mit der Geschichte spielt gerade an unserer Schule, aber auch im Alltag eine wichtige Rolle. Deshalb ist der gesamte Jahrgang 12 Ende Januar in unmittelbarer zeitlicher Nähe zum Holocaust-Gedenktag am 27. Januar zur Gedenkstätte Esterwegen gefahren, um sich dort mit der NS-Vergangenheit in Form der Emslandlager und den heutigen Umgang mit dieser Vergangenheit auseinanderzusetzen.

Vorab eine kurze Information zum historischen Hintergrund der Gedenkstätte: Esterwegen war von 1933 bis 1936 eins von insgesamt 15 Konzentrations-, Straf- und Kriegsgefangenenlagern im Landkreis Emsland. Das KZ war hauptsächlich für „politische Schutzhäftlinge“, die, wie die Gefangenen aus den anderen Lagern, Torf abbauen mussten. Jedoch bezieht sich die Gedenkstätte nicht nur auf das KZ Esterwegen sondern auch auf die übrigen Lager in der Gegend, so wird zum Beispiel auch das „Lied der Moorsoldaten“, welches 1933 im KZ Börgermoor von Inhaftierten geschrieben wurde, thematisiert.

Da waren wir also, wohlwissend der Taten der Nazis, wenn auch einige mit größerem Wissen als andere, und hörten uns einen recht langen Vortrag über die Vergangenheit dieses Ortes an. Der Vortrag war durchaus spannend, doch hielt er, gerade für die Personen, die Geschichte in der Oberstufe nicht abgewählt hatten, nicht wirklich viele neue Informationen parat. Anschließend begaben wir uns jedoch in eine Gruppenarbeit, in Kleingruppen arbeiteten wir Einzelschicksale aus den Informationen der Ausstellung heraus und präsentierten diese anschließend. Die ganze Zeit über stand die Frage im Raum: Wie können wir mit dieser Vergangenheit umgehen? Was darf man und was nicht? Besonders deutlich wurde dies auf dem Weg nach draußen. Da die Gedenkstätte auf dem Gelände des ehemaligen KZs steht, war bei der Planung der Gedenkstätte wichtig, wie man das Ausmaß und die Größe des Lagers darstellen kann und soll. So wollten Überlebende nicht, dass das Lager, von dem keine Überreste mehr stehen, neu aufgebaut wird, um durch die im Vergleich zu anderen Lagern besseren Umstände nicht eine Reaktion wie „So schlimm war es hier ja gar nicht“ hervorzurufen; was also tun? Archäologische Ausgrabungsstellen sind vorhanden, waren bei unserem Besuch aufgrund der Kälte jedoch leider zugedeckt. Letztendlich wurde die Außenanlage als ein Fußabdruck des ehemaligen Lagers durch Stahlelemente anstelle von Teilen der Mauern und Baumgruppen an den alten Standorten der Baracken realisiert. Als wir dort standen, kam wieder die Frage auf: Ist dies eine angemessene Gestaltung des Geländes? Brauchen wir nicht eine wirklichkeitsnahe Rekonstruktion? Ohne eine einheitliche Antwort, aber mit vielen Anregungen zum Nachdenken ging es zurück zum Bus, für einige nach einem kurzen Halt bei dem nahe gelegenen Kloster, in dem es Andachtsräume gibt, die die Thematik auf andere, symbolische Weise aufgreifen und zum Nachdenken anregen wollen, und somit auch zurück zur Schule.