Als gäbe es kein Morgen

Ökologisch gesehen, leben die Deutschen weit über ihre Verhältnisse: Würden es alle Erdbewohner ihnen gleichtun, wären im Jahr 2019 bereits am 3.Mai alle für das Jahr nachhaltig zur Verfügung stehenden Ressourcen verbraucht und die ökologisch verkraftbaren Emissionen ausgestoßen gewesen. Weltweit erreicht die Menschheit diesen Erdüberlastungstag, so wird dieser besondere Tag genannt, immer früher. Lag er im Jahr 1970 am 29.Dezember, so im Jahr 2019 bereits am 29.Juli. Solche Fakten schreien förmlich nach einem radikalen Umdenken – weg vom immer mehr, immer neu, immer weiter – vor allem aber vom lähmenden „Weiter so!“, das Menschen in den Ländern des globalen Südens zunehmend die Lebensgrundlage raubt.

Genau dieser Thematik widmete sich die im März 2019 in der Aula des GSG gezeigte Ausstellung „Wir können auch anders“. Auf Initiative der Süd Nord Beratung (VeB e.V.), des Graf-Stauffenberg-Gymnasiums sowie der Fachstelle Globales Lernen von Misereor und des Sozialen Seminars der Diözese Osnabrück folgten über 600 Besucherinnen und Besucher der Einladung, an Führungen durch die konsumkritische und auf die Notwendigkeit eines gesellschaftlichen Wandels hinweisende Ausstellung teilzunehmen.

Das Besondere daran: Die Führungen wurden fast ausschließlich von Jugendlichen und jungen Erwachsenen durchgeführt. 18 geschulte Multiplikatoren führten 34 Klassen und Gruppen durch die vom entwicklungspolitischen Verein Vamos e.V. (Münster) konzipierten Ausstellung und boten eine interaktive kritische  Auseinandersetzung mit unserem aktuellen Lebensstil in Bezug auf den Konsum von Fleisch und IT-Geräten sowie mit dem Thema Wachstum. Einer dieser Multiplikatoren war Jonas Michalowski, Schüler in der gymnasialen Oberstufe, der durch sein Engagement in der Fairtrade-AG zu einer Teilnahme an dem Projekt kam. „Bei den Schülern kamen besonders gut die Grafiken, Fakten und Zahlen an, vor allem in Bezug auf den Themenbereich Fleisch. Ein Deutscher isst in seinem Leben durchschnittlich 1094 Tiere, konsumiert jährlich 84 Kilogramm Fleisch. Solche Zahlen sorgten in der Nachbesprechung häufig für nachdenkliche Gesichter“, berichtete er.

Zum Begleitprogramm der Ausstellung gehörte auch eine Podiumsdiskussion mit Vertretern aus Lehrer-, Schüler- und Elternschaft. Herr König als LehrerInnenvertreter zeigte vor allem eine deutliche Kapitalismuskritik auf und wies darauf hin, dass nur eine Abkehr vom kapitalistischen Wachstumsmodell mehr Nachhaltigkeit bringen könne. Herr Große-Ophoff als Elternvertreter plädierte dagegen für mehr Pragmatik und warb nachdrücklich für die bereits existierenden Initiativen für einen ökologischen Lebensstil. Anna Wagner und Jonas Michalowski aus der Schülerschaft votierten für mehr staatlich gelenkte bzw. verordnete Einschränkungen bei den zahlreichen Emissionen, sei es im Verkehr, in der Landwirtschaft oder im Energiesektor.